Nachhaltige Buchproduktion 

Wie der Cradle-to-Cradle-Ansatz die Zukunft für Bücher nachhaltig gestalten kann – Teil 1 von 3

Das “Cradle-to-Cradle-Prinzip”

Michael Braungart und William McDonough, die Erfinder des „Cradle-to-Cradle” Grundsatzes, revolutionieren das traditionelle Verständnis von Produktlebenszyklen. Ihr Konzept von „Cradle to Cradle (also Wiege zur Wiege)“ steht im starken Kontrast zu unserer jetzigen Abfallwirtschaft. Das gebrauchte Produkt hat nicht weniger Wert oder wird gar degradiert zu Abfall, sondern wird als wertvolle Ressource angesehen. Statt lediglich den Endpunkt zu betrachten, liegt ihr Fokus auf einem kontinuierlichen Kreislauf, bei dem Abfall vermieden und Produkte so gestaltet werden, dass sie am Ende ihres Lebenszyklus wieder in den Produktionsprozess zurückgeführt werden können. Der Recycle Prozess wird bereits in der Produktkonzeption berücksichtigt und stellt später keine unüberwindbare Hürde mehr dar.

Michael Braungart (Chemiker)

William McDonough (Architekt)

Die Entstehung des Konzepts begann auf einer Dachterrasse während eines Kongresses in New York. Dort keimt auch der Gedanke des „Produkte Plus“. Man kauft ein Produkt plus die unsichtbaren Nebeneffekte. Ein Beispiel hierfür ist etwa eine herkömmliche Plastikwasserflasche, die in geringen Mengen Antimon in das Wasser abgibt, ein toxisches Schwermetall. Beim Kauf wird das Produkt, also das Flaschenwasser, gekauft plus das nicht direkt erkenntliche Antimon. Zumeist bezieht sich das “plus” jedoch auf Substanzen, die nachweisbar schädlich für Mensch und/oder Umwelt sind.

Als ein ebenfalls treffendes Beispiel für dieses “plus” wird der herkömmliche Turnschuh betrachtet. Durch jeden Schritt hinterlassen wir kleinste Abriebe des Gummis auf dem Boden, die dann in der Umwelt landen und nur begrenzt abgebaut werden können. Und hier kommt das Cradle-to-Cradle-Prinzip ins Spiel! Die Idee wird geäußert, statt die Sohle aus Gummi anzufertigen könnte ein Produkt entstehen, das Samen in der Sohle enthalten würde, also ein wahrer Weg aus Blumen, den man hinterlässt. Es ist ein Produkt, das weder schädlich für Mensch noch Umwelt ist, nein sogar ein Zugewinn.

Die beiden Schöpfer sehen die Verminderung von Umweltbelastungen als problematisch. Das Wort “Vermindern” bedeutet für Sie, etwas weniger schlecht zu machen. Jedoch keine Hinterfragung des eigentlichen Problems. Hier wird von einem „Aspirin für den kollektiven Kater“ gesprochen – eine Symptombehandlung, ohne die Wurzeln des Problems zu verändern.

Um dieses Ziel in die Tat umzusetzen, wird eine Forderung nach einer Belohnung für innovative Ansätze und Initiativen im Bereich der Nachhaltigkeit deutlich, statt auf Bestrafung zu setzen. Diese positive Verstärkung soll Unternehmen und Individuen dazu ermutigen, sich aktiv für umweltfreundliche Lösungen einzusetzen und so den Übergang zu einer nachhaltigeren Wirtschaft zu beschleunigen. Also Problemlösung von Beginn an.

Der Cradle-to-Cradle-Ansatz ist eine Form eines geschlossenen Kreislaufsystems. Er wird unterteilt in einen biologischen und einen technischen Kreislauf. Hier wird spezifiziert, dass der Biologische alles mit einschließt, was biologisch abgebaut werden kann. Es sind Verbrauchsgüter wie Shampoo oder Reifen. Der technische Kreislauf wird aus “Gebrauchsmaterialien” gespeist, also immer wieder verwendete Rohstoffe.

Produkte, die nicht in dieses System passen, sind nach Cradle to Cradle nicht marktfähig.

Letztendlich strebt das Cradle-to-Cradle-Prinzip eine nachhaltige Welt für Mensch und Natur an.

Ein Beispiel hierfür ist ein blühender Kirschbaum. Er ist das Sinnbild für den bildlichen Überfluss. Er ist mit seiner Vielfalt an Blüten das Sinnbild für den Reichtum an Ressourcen. Es werden viel mehr Blüten produziert, als für den unmittelbaren Bedarf notwendig sind. Jedoch nährt er mit seinen Früchten die Tiere in seinem unmittelbaren Umfeld, den Boden mit Nährstoffen, die Pflanzen mit Schutz vor der prallen Sonne. Hier könnte man noch ewig fortfahren. Michael Braungart und William McDonough sehen hier eine Metapher für unsere gesamte Welt. Wenn überall Überfluss herrscht und nichts als Abfall angesehen werden kann, dann können auch wir im Überfluss leben. Wenn nichts schädlich ist und alles in Kreisläufen funktioniert, können wir wie der Kirschbaum und sein Umfeld davon nähren.

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