Digital wachsen
Digital wachsen
So sichern Fachverlage ihren Erfolg zwischen Print und Online
Fast jeder zweite Euro in der Fachpresse wird heute digital verdient! Fachverlage stehen vor einem entscheidenden Wandel. Klassische Zeitschriften-Auflagen stagnieren oder sinken, während digitale Formate wie E-Learning-Angebote, spezialisierte Datenbanken und Online-Events zweistellige Wachstumsraten erzielen. Wer seine Geschäftsmodelle jetzt anpasst, kann neue Wachstumsfelder erschließen und seine Marktposition sichern.
Die Fachpresse-Statistik 2024 zeigt: Der Gesamtumsatz der Fachmedienhäuser lag bei 8,55 Milliarden Euro – davon 3,93 Milliarden Euro (46 Prozent) aus digitalen Angeboten. Print sank um 5 Prozent, digitale Produkte wuchsen um 6,7 Prozent. Besonders E-Learning, Datenbanken und Online-Events legten zu. Laut dem MVFP (Medienverband der freien Presse) erzielen inzwischen 60 Prozent der Fachverlage Umsätze mit digitalen oder hybriden Angeboten.
Fachverlage müssen ihre Stärken – Expertise, Vertrauen und Fachwissen – mit digitalen Formaten verbinden, um relevant zu bleiben. Im Folgenden werfen wir einen Blick auf eine Auswahl der wichtigsten Handlungsfelder, die den digitalen Wandel konkret unterstützen.
1. Zielgruppen wirklich verstehen
Digitale Angebote wirken nur, wenn sie zielgerichtet entwickelt werden. Wer seine Leserschaft genau kennt, trifft bessere Entscheidungen zu Formaten, Preismodellen und Kanälen.
Das BMBF (Bundesministerium für Bildung und Forschung) betont: Nutzer erwarten personalisierte und adaptive Informationsangebote.
Praktische Maßnahmen für Fachverlage:
- Analysieren Sie, welche Themen in Fachartikeln oder Datenbanken am häufigsten genutzt oder heruntergeladen werden.
- Prüfen Sie, ob Webinare und Online-Events den Weiterbildungserfolg und aktive Teilnehmerzahlen fördern.
- Werten Sie Kennzahlen wie Verweildauer, Downloads oder aktive Teilnahme aus, um echten Mehrwert zu erkennen.
Sobald die Zielgruppe klar definiert ist, gilt es, die richtigen technischen Grundlagen zu schaffen, damit Inhalte effizient ausgespielt werden.
2. CMS und Mobile: Effizienz sichern
Ein modernes CMS (Content-Management-System) ist das Rückgrat digitaler Prozesse. Headless-CMS-Lösungen ermöglichen zentrale Verwaltung und Ausspielung auf Website, App, Newsletter oder Partnerplattformen.
Der Bitkom Digital Office Index 2024 zeigt: Unternehmen mit gut integrierten Systemen arbeiten effizienter und flexibler.
Checkliste CMS für Fachverlage:
- Inhalte automatisch auf Website, App und Newsletter ausspielen
- Schnittstellen zu Fachportalen oder Bibliotheksplattformen nutzen
Ladezeiten und Benutzerfreundlichkeit auf Smartphones prüfen (StatCounter)
3. KI und Automatisierung: Mehr Zeit für Inhalte
Künstliche Intelligenz hilft bei Strukturierung, Metadatenvergabe, Recherche und Themenanalyse. So gewinnen Redakteur:innen Zeit für anspruchsvolle Inhalte und die kontinuierliche Pflege von Expertenwissen.
Über 70 Prozent der Fachverlage nutzen bereits KI-Tools für Themenanalyse, SEO und Personalisierung (Fachpresse-Statistik 2024).
4. Geschäftsmodelle entwickeln
Digitale Geschäftsmodelle funktionieren selten mit nur einem Erlösstrom. Fachverlage kombinieren:
- Abos
- Lizenzen und Paywalls
- Memberships
- Micropayments
- Unternehmenslösungen
Besonders erfolgreich sind hybride Modelle, die Webinare mit Fachprüfungen verbinden, Unternehmenslizenzen für Datenbanken anbieten oder Tools für Workflow-Optimierung bereitstellen.
Tipp: Kommunizieren Sie klar, welchen Mehrwert Ihre digitalen Produkte liefern, und nutzen Sie zusätzliche Erlösquellen aktiv. Mit den richtigen Geschäftsmodellen wird Produktmanagement anschließend zum Motor für schnelle Tests und Skalierung.
5. Produktmanagement: Ideen schneller testen
Gutes Produktmanagement beschleunigt die digitale Transformation. Die Studie „Produktmanagement 2.0 für Fachverlage“ zeigt: Innovationszyklen werden kürzer, datenbasierte Entscheidungen wichtiger.
Praxisbeispiele:
- Wöchentliche Nutzungsstatistiken auswerten
- Feedbackrunden nach Webinaren durchführen
- Pilotreihen für neue digitale Formate testen
So entsteht ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess, bevor Inhalte, Preise oder Kanäle vollständig ausgerollt werden.
Herausforderungen erkennen und meistern
Digitale Transformation ist kein Selbstläufer. Fachverlage stehen vor steigenden Kosten, sinkenden Werbeerlösen und teurer IT. Fachkräftemangel in Digital Marketing und Datenanalyse verschärft die Situation.
Investitionen in digitale Kompetenzen und Infrastruktur sind entscheidend. Starten Sie mit kleinen Projekten, wie etwa einem E-Learning-Kurs oder einer Mini-Subscription für eine Datenbank. Definieren Sie klare KPIs, wie zum Beispiel Nutzerzahlen, Abonnentenwachstum oder Event-Teilnahmen. Testen Sie kontinuierlich neue Formate und sammeln Sie Feedback. So werden Risiken minimiert und innovative Angebote gleichzeitig gefördert.
Fazit: Chancen aktiv gestalten
Digitale Transformation bedeutet, Stärken neu zu denken. Fachverlage verfügen über Expertise, Vertrauen und Inhalte, von denen Menschen wirklich profitieren können. Wenn diese Qualitäten mit moderner Technologie, Datenkompetenz und vielfältigen Erlösmodellen kombiniert werden, entsteht Zukunftsfähigkeit.
Wer heute investiert – in Systeme, Wissen und Menschen – kann in den nächsten Jahren wachsen. Digitalisierung ist als dauerhafter Prozess zu sehen und erfordert Mut, Ausdauer und Neugier. Fachverlage, die diesen Weg bewusst gehen, stellen sich auch langfristig sicher auf.
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